Vize-Olympiasieger am Barren: Turner Lukas Dauser in der Sportarena Unterhaching

Die Gemeinde und der TSV Unterhaching hatten am 19. September ihren zweiten Medaillenturner bei Olympischen Spielen, Lukas Dauser zum Empfang eingeladen und zahlreiche Turnfreunde waren in die Sportarena nach Unterhaching gekommen. Conny und Klaus Schneider vom Ammersee-Sportverein waren – natürlich – auch dort, kannten sie doch Lukas schon als Jugendturner in der regional aufgestellten Bundesliga-Mannschaft Exquisa Oberbayern, damals vor gut zehn Jahren.

Im Interview mit Oskar Paulicks, dem Turn-Abteilungsleiter, erklärte Lukas nicht nur den Ablauf der Wettkämpfe, die Fokussierung auf seine Übungen, sondern auch den Weg dahin. Schließlich hatte er mehrere Rückschläge zu verkraften: Kreuzbandriss beim Turnfest in Berlin, als er „Coverboy“ der Veranstaltung war, der neue Superstar der von jedem Plakat lächelte. Dem Erfolg dann, noch ins Olympiateam von Rio 2016 zu kommen, die Handverletzung kurz vor der Heim-WM 2019 in Stuttgart, seinem fatalen Fehler ausgerechnet bei der Barrenübung im Finalwettkampf – WM-Medaille futsch. Und dann die Neuorientierung für Tokyo in 2021: wie sein Mentalcoach ihm geholfen hat, diesen Fehler nicht zu verdrängen, sondern dazu zu stehen, sich nicht von einer vagen Angst unter Druck setzen zu lassen, sondern danach besser und sicherer zu werden: was war die Ursache, wie vermeide ich so was? Dass ihm dies im August in Tokyo gelang, als letztem Turner im Ablauf des Barren-Finales, hatten sicher viele Turnfreunde mit schweißnassen Händen im August miterlebt. In Unterhaching waren die beiden Übertragungen jetzt nochmals zu sehen: einmal sachlich begeistert kommentiert in den Fassungen von ARD und einmal frenetisch bejubelt von keinem geringeren als Fabian Hambüchen bei Eurosport. (Der Reck-Olympiasieger von Rio muss wissen wie sich so eine Situation anfühlt – und was die Leistung wert ist!) Und inhaltlich war es die Faszination einer nahezu perfekten Übung, übertroffen nur vom Chinesen Zou Jingyuan, dem „Übermächtigen“ am Barren.

Sportlich ging es natürlich auch zu beim Empfang, Turner können ja nicht ohne Bewegung: Handstand-Parkour-Wettbewerb der Nachwuchsturner in drei Durchgängen. Der Sieger Fabian Stemmer duellierte sich abschließend mit Lukas und gewann den Handstandwettbewerb, Lukas zeigte dafür zum Abschluss noch eine Pirouette zusätzlich.

In der Schlange derer die um ein Autogramm anstanden waren abschließend auch Conny und Klaus, mit der Original-Tokyo-Fahne, die Turnfreund Jens Krüger schon im Juli dort organisiert hatte und dem Ammersee-Sportverein geschickt hatte. Dort hängt sie im Turn- und Bewegungszentrum, ab jetzt mit dem Autogramm von Lukas. Jens hatte Lukas in Tokyo nicht treffen können, zu streng waren die Auflagen für die Olympioniken. Fast schon bewacht und in Einzel- oder Gruppenhaft waren die Sportler dort, viel vom Flair einer Olympiade ging verloren, aber Lukas formulierte die Einschätzung wohl der meisten Aktiven dort: ohne Olympia hätten sie die Faszination der turnerischen Bewegungskünste nicht an die Millionen von Zuschauern der Übertragungen und Re-Lives herantragen können, dafür mussten sie auf viele Freiheiten und zusätzliche Erlebnisse verzichten. Auf eines verzichtete Lukas dort eben nicht: 560 Gramm recycelten Elektroschrott, ummantelt mit den Prägungen von Olympia in Silber mitzubringen und damit ein weiteres Kapitel großer Unterhachinger und Deutscher Turnerfolge zu schreiben.

Klaus Schneider

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